Sportabzeichen in der Antarktis?
Geht das überhaupt? Ist es dort nicht zu kalt? Hat man dazu Lust und Zeit?
Die Fragen stellte sich Alicia Rohnacher, Geophysikerin und eine der neun Überwinterer auf der Deutschen Antarktis-Forschungsstation Neumayer III. Als langjährige Absolventin des Sportabzeichens, Leichtathletin und Trainerin im SVL-Gerätturnen war die Motivation groß, auch unter unwirtlichen Bedingungen im Jahr 2022 die 4 Disziplinen zu absolvieren. Und einige der Mannschaft ließen sich davon anstecken.
Das DOSB gab im Voraus sein Okay. So konnten schon im Dezember 2021 die Schwimmnachweise in einem Hallenbad in Bremerhaven geleistet werden. Der erste Schritt war getan.
Als im April die letzten Forschenden die Neumayer III-Station verlassen hatten, begann die Überwinterung des Teams (eine Ärztin, ein Koch, ein Techniker und 6 Wissenschaftler). In der Freizeit wurde für jede(n) der Teilnehmer die entsprechenden Disziplinen ausgelotet und geübt – aber vorerst indoor! Bei -40°C im antarktischen Winter wäre alles andere unverantwortlich gewesen. Da gab es z.B. Standweitsprung auf Matten, Seilspringen, Turnen – wie Klimmzüge, Bodenturnen und Sprünge. Bei den erforderlichen Geräten musste improvisiert werden, so wurde beim Sprintersatz: „Handstandüberschlag“ der Sprung auf einer Waschmaschine mit Gästematratze als Auflage gelandet.
Im antarktischen Sommer kletterten die Temperaturen auf -12°C und man konnte die Disziplinen im Freien angehen, der 50m Sprint auf dem Zwischendeck der Neumayer-Station und der Standweitsprung in den Schnee. Die schwierigste Disziplin war eindeutig die Ausdauer - 3 km in Schnee, Eis und Wind. Zum einen sollte der Untergrund eben und fest sein, aber nicht rutschig und zum anderen sollte es möglichst windstill und nicht zu kalt sein! Im Oktober wurde die Landebahn für den Besuch der neuen Wissenschaftler mit Pistenbullys planiert. Da konnte dann 1,5 Km Strecke abgemessen und markiert werden. Die Laufstrecke war vorbereitet. Am Mittwoch, den 19. Oktober war es so weit, bei -13°C, 7 Knoten Wind und 3 Pinguine als Zuschauer haben die Spaz-Teilnehmer die Ausdauerdisziplin erfolgreich absolviert.
So kann man die Ausgangsfragen eindeutig mit „ja“ beantworten – wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Herzlichen Glückwunsch in die Antarktis (Koordinaten 70° 40′ S, 8° 16′ W).
Bilder von Markus Baden, Hannes Keck, Michael Trautmann und Alicia Rohnacher